Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten

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Anfrage von Ulla Brombeis in der Ratssitzung am 11.12.2019

Die Frage, wie wir mit unseren Kulturgütern in unseren musealen Sammlungen umgehen, die in kolonialem Kontext erworben wurden, wird bundesweit immer stärker diskutiert. Die Aufarbeitung der Vergangenheit ist der Schlüssel, um die Gegenwart zu verstehen. Daher sollte es ein Anliegen des Stadtrats sein, dass wir uns auch in Mönchengladbach unserer historischen Verantwortung stellen und zunächst ermitteln, ob in unseren städtischen Museen / Archiven Objekte vorhanden sind, die im kolonialen Kontext erworben wurden, bevor wir dann in eine Diskussion einsteigen können, wie wir uns als Stadt an dieser Stelle unserer historischen Verantwortung stellen können.

Meine Fragen dazu:

1. Befindet sich in den städtischen Museen oder Archiven Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten?

2. Falls ja:

a) Um welche Objekte handelt es sich und aus welchen Ländern stammen diese?

b) Haben die Museen / Archive bereits eine Planung, wie mit diesen Objekten zukünftig umgegangen werden soll?

c) Gibt es Rückgabeforderungen, die bereits eingegangen sind?

Antwort der Verwaltung vom 26.02.2020

Ihre Anfrage in der Ratssitzung am 11.12.2019 zu Kulturgütern in kolonialem Kontext

Sehr geehrte Frau Brombeis,

als Antwort auf Ihre Anfrage darf ich zunächst auf die Sitzung des Kulturausschusses vom 19. November verweisen. Dort hat die Verwaltung ausführlich die Anstrengungen beschrieben, die die beiden städtischen Museen unternommen haben bzw. auch weiterhin unternehmen um zu klären, ob es in ihren Beständen Objekte gibt, die in „Entzugskontexte“ (NS-Raubkunst, Kulturgutentziehungen in der SBZ und der DDR, Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Raub- und Kriegsgut heute; auf das in der Sitzung verteilte Handout kann verwiesen werden.) fallen könnten.

Stand heute gibt es keine Erkenntnisse, dass sich in den städtischen Sammlungen, auch in denen des Archivs und der Bibliothek, zusammenhängende Bestände finden, die den Verdacht eines unrechtmäßigen Erwerbs aus kolonialen Kontexten nahelegen würden. Für das Museum Schloss Rheydt, für dessen sehr umfangreiche und die unterschiedlichsten  Bereiche umfassende Sammlung dieser Befund weniger eindeutig sein muss, als für die anderen Institute, wird diese Einschätzung auch durch ein „Screening“ bestätigt, das von Fachleuten der Museumsberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland vorgenommen wurde.

Nicht völlig auszuschließen ist, dass bei weiteren Forschungen einzelne Objekte gefunden werden, die solch kritischen Kontexten zuzuordnen wären. Stand heute sind auch solche Einzelobjekte in den städtischen Sammlungen nicht bekannt. Entsprechend gibt es auch keine Rückgabeforderungen.

Sollten sich hier neue Erkenntnisse ergeben, wäre der Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten (Deutscher Museumsbund) „Handlungsgrundlage für mögliche Restitutionen“.

Mit freundlichen Grüßen

Hans Wilhelm Reiners, Oberbürgermeister

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