Grüne bekräftigen Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde

Mönchengladbach. Der teils sehr emotionale Verlauf der zweiten Bürgerversammlung zur Benennung der Blücherstraße nach Hilde Sherman-Zander hat die Mönchengladbacher Grünen gleichermaßen erstaunt wie entsetzt. Die Idee, die einen bedeutenden Beitrag zur Erinnerung an die Opfer des Holocausts und zur Wertschätzung jüdischen Lebens in unserer Stadt leisten soll, stößt auf Widerstand seitens einiger Anwohner. Diese fühlen sich laut eigener Aussage durch die geplante Umbenennung als „Opfer politischer Willkür“ behandelt. Den Versuch einiger Diskussionsteilnehmer, die Massenvernichtung der Juden während der nationalsozialistischen Herrschaft mit den Kriegsfolgen in Mönchengladbach auf eine Stufe zu stellen, finden die Grünen beschämend und verurteilen ihn aufs Schärfste.

Die grüne Fraktion bekräftigt ihre uneingeschränkte Solidarität mit der Jüdischen Gemeinde und allen jüdischen Bürgern in Mönchengladbach. Sie unterstützt den Vorschlag, einen Teil der (1933 benannten) Blücherstraße nach Hilde Sherman-Zander zu benennen, ausdrücklich. Für Bündnis 90/Die Grünen ist diese Ehrung ein bedeutsamer Schritt in Richtung einer würdigen Erinnerungskultur und ein notwendiges Zeichen gegen Antisemitismus. „Die Blücherstraße, der Ort, an dem die jüdische Synagoge am 9. November 1938 niedergebrannt wurde und an dem sich mit der Zentralbibliothek die wichtigste Begegnungs- und Bildungs-einrichtung der Stadt befindet, deren Arbeit auch die Erinnerungskultur fördert, bietet sich für das Gedenken an die Holocaust-Überlebende Hilde Sherman-Zander an wie kein zweiter in Mönchengladbach“, erklärte Dr. Boris Wolkowski, Fraktionssprecher von Bündnis 90/Die Grünen.

„Es ist essenziell, dass wir als Gesellschaft unserer historischen Verantwortung nachkommen und aktive Erinnerungskultur fördern“, betonte Grünen-Co-Fraktionssprecherin Ulla Schmitz. „Es liegt eine klare Bringschuld unserer Gesellschaft vor, die nach Ende des Zweiten Weltkriegs jahrzehntelang keine angemessene Erinnerungskultur realisiert hat. Und es bedarf natürlich mehr als der Umbenennung von Straßen, um vor Ort jüdisches Leben in seiner Vielfalt präsent zu machen und zugleich ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.“

Erstmals ist in der „Vitusstadt“ im Jahr 2009 mit dem Selma-Horn-Weg eine Straße nach einer Mönchengladbacher Jüdin benannt worden. Die Tochter eines alteingesessenen Odenkirchener Textilfabrikanten war 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt umgekommen.

Wie der kulturpolitische Sprecher der grünen Fraktion, Peter Brollik, betonte, „ist jüdische Kultur für uns ein selbstverständlicher Teil der deutschen Gesellschaft. Die Umbenennung des Straßenteils in Hilde Sherman-Zander-Straße ist ein wichtiger Schritt, aber wir wollen hier nicht stehenbleiben. Wir werden uns weiter verstärkt mit Aktionen, Lesungen und Ausstellungen dafür einsetzen, dass jüdisches Leben in Mönchengladbach sichtbarer und respektiert wird.“

Die grüne Fraktion ruft vor diesem Hintergrund alle Bürgerinnen und Bürger von Mönchengladbach dazu auf, diesen Schritt zu unterstützen und damit ein starkes Signal der Solidarität und des Gedenkens an die jüdische Gemeinschaft zu senden.

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