Persönliche Gedanken zum Starkregen am 9. September 2025

Meine Persönliche Gedanken zum Starkregen am 9. September 2025

Viel wurde beschädigt und weggespült – im Privaten, bei Vereinen und in Unternehmen. Keller und Wohnräume liefen voll, liebevoll angelegte Gärten und Pflanzungen wurden in Minuten zerstört. Arbeitsräume standen unter Wasser, so etwa beim Volksverein oder in den Hego Höfen, wo Menschen eigentlich für andere da sind und jetzt selbst Hilfe brauchen.

Zahlreiche Familien blicken fassungslos auf die Zerstörung in ihren eigenen vier Wänden, während Betriebe und Einrichtungen um ihre Arbeitsfähigkeit kämpfen. Dieser Starkregen hat Spuren hinterlassen, die weit über nasse Keller hinausgehen – er hat Sorgen, Kosten und Unsicherheit in viele Leben gespült.

Und dennoch stelle ich fest: In Lürrip, in Mönchengladbach – es hätte uns noch schlimmer treffen können. Auch wenn ich es direkt vor meiner Haustür gesehen habe: Auf der Neusser Straße, zwischen Hülserkamp und Langer Weg (siehe Artikelbild), stand das Wasser bis zu 30 cm hoch. Es drückte in die Keller meiner mittelbaren Nachbar*innen.

Doch trotzdem bleibe ich dabei: Wir in Lürrip und in vielen Teilen Mönchengladbachs sind noch einmal glimpflich davongekommen. So hart es klingt, so wahr kann es leider sein.

In der Aktuellen Stunde* vom 09.09.2025 wurde unsere Wetterlage (nicht die Auswirkungen!) von Meteorologe Karsten Schwanke mit der damaligen am Ahrtal verglichen. Dazu habe ich mir einige sehr persönliche Gedanken gemacht.

Was hätte passieren können

Hätten die Regenfälle noch länger stationär über unserer Stadt oder darüber hinaus angedauert, hätte sich die Lage noch wesentlich dramatischer zuspitzen können:

  • Die Niers hätte sehr wahrscheinlich ihre Ufer deutlich überschritten – Sandsäcke und Sicherungen hätten nicht ausgereicht.
  • Teile von Rheydt, Wickrath, Odenkirchen und auch Lürrip wären vielleicht überflutet worden.
  • Es hätte zu Stromausfällen, tagelangen Straßensperrungen und massiven Ausfällen im ÖPNV kommen können.
  • Krankenhäuser und Schulen wären womöglich für längere Zeit beeinträchtigt gewesen.
  • In Unterführungen, Tiefgaragen und Senken hätten sich lebensgefährliche Situationen ergeben können.

Kurz gesagt: Wir hätten Szenen erleben können, die wir uns trotz des Erlebten kaum vorstellen können – mit weitreichenden Überflutungen, möglichen Evakuierungen und einer tagelang lahmgelegten Stadt.

Mein Dank gilt allen Haupt- und Ehrenamtlichen, die unermüdlich im Einsatz waren: Feuerwehr, THW, Hilfsorganisationen, Polizei. Hunderte Einsätze, in Spitzenzeiten bis zu 152 Notrufe in zehn Minuten – das ist außergewöhnlich. Ohne euch wäre vieles schlimmer gewesen. Ebenso danke ich den vielen Nachbar*innen, die einander geholfen haben. Das ist gelebte Zivilgesellschaft, wie sie sein sollte.

Und ich bin sehr froh über die aktuell vier Hochwasserrückhaltebecken vom Niersverband, insbesondere über das Hochwasserrückhaltebecken Geneicken.

Klimaschutz als Thema

Wir Grüne wissen: Mit Klimaschutz gewinnt man keine Wahlen, manchmal erreicht man nicht einmal mehr alle Mitglieder. Und trotzdem stellen wir uns der Realität und den wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Deshalb haben wir uns, um unsere beständige inhaltliche Arbeit sichtbar zu machen, bereits vor dem 9. September in unserer Social-Media-Themenwoche zur Kommunalwahl erneut mit dem Thema Klimaschutz auseinandergesetzt – und deshalb gründen wir aktuell die Arbeitsgruppe „Klimaresilientes Mönchengladbach“, in der wir gemeinsam mit Bürger*innen, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft an zukunftsfähigen Lösungen und Vorbereitungen arbeiten wollen.

Meteorologe Karsten Schwanke warnt eindringlich:
„Wir werden Temperaturen von 45 Grad im Schatten noch vor 2050 erleben. Darauf ist niemand vorbereitet.“ Und weiter:
„Wir marschieren auf eine völlig andere Welt zu, und wir tun so, als könnten wir einfach weitermachen wie bisher.“*

Deshalb fordern wir für ein klimafestes Mönchengladbach unter anderem:

  • Weiterhin 1.000 neue Bäume pro Jahr – für Kühlung, saubere Luft und Lebensqualität.
  • Mehr Stadtbegrünung auf Dächern und Fassaden, damit Wasser versickern und Hitze gebrochen werden kann.
  • Kühlorte in Quartieren, die für alle zugänglich sind.
  • Sonnensegel und Trinkwasserbrunnen auf Plätzen, damit Menschen – insbesondere Kinder und ältere Menschen – geschützt bleiben.
  • Schwammstadt-Konzepte, die Regen aufnehmen und kontrolliert ableiten.
  • Weitere Renaturierungen der Niers
  • Eine Verkehrswende hin zu mehr Rad- und Fußverkehr – weniger Asphalt, weniger Beton.

Wenn wir weiter zum Klima schweigen, wird das Wetter umso lauter zu uns sprechen.

Du musst uns nicht wählen – aber du könntest Verantwortung übernehmen

Doch es liegt nicht nur in der Verantwortung von Politik und Verwaltung. Jede und jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten: Den Steinvorgarten entsiegeln, kurze Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen, Wasser bewusster nutzen. Niemand muss Grün wählen – aber wenn, dann bitte demokratisch. Jede*r kann allerdings im Alltag ein Stück Verantwortung übernehmen.

Am 9. September hätte es in Lürrip – und in ganz Mönchengladbach – noch viel schlimmer kommen können. Wir sollten diese Warnung ernst nehmen und unser Handeln überdenken. Für uns. Für unsere Kinder. Für unsere Enkel.

Ich bleibe hoffnungsvoll, weil ich an die Vernunft der Menschen und ihre Bereitschaft zur Verantwortung glaube. Nehmen wir die Zukunft gemeinsam in die Hand. Noch ist es nicht zu spät.

*Quellen:

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/aktuelle-stunde/studiogespraech-karsten-schwenke-meteorologe-100.html

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/zur-sache-intensiv-klimawandel-hitze-fluten-duerre-100.html


Bei diesem Artikeln handelt es sich um ein Statement von einem einzelnen Mitglied und nicht um eine Veröffentlichung im Namen des Parteivorstands oder des Kreisverbands Mönchengladbach.