Wortbeitrag zum Doppelhaushalt 2025-2026 von Peter Brollik im Ausschuss für Kultur am 19.11.2024
Sehr geehrte Frau Vorsitzende, werte Ausschuss-Kolleg*innen,
Vorab : Danke an meinen Kollegen Reinhold Schiffers für seine kompakte „rot/grüne“ Haushaltsrede- die vermutlich seine finale Haushaltsrede gewesen ist:
Kürzlich fand ich einen Artikel der „Rheinischen Post“ vom November 2011 wieder: Steckt die Stadt in der Kulturkrise ?- ein Bericht zu meiner ersten grünen Veranstaltung hier in MG – auf der, am Beispiel eines Doku-Films über das damals vor der Schließung stehende Wuppertaler Schauspiel, über den „Zustand des Nutzlosen“ diskutiert wurde- – in Cechovs gleichnamiger Tragikomödie ist es der abzuholzende „Kirschgarten“ , der im Fortschritts-Weg steht- und bildet zugleich eine Metapher für Kultur …auch in Mönchengladbach… Ist das Kultur- und kann das weg ?
Vieles aus dieser Debatte , damals im Eickener TIG , kommt einem hochaktuell vor- wenn man etwa heute morgen die Nachricht hört, das Berlin seinen nächsten Kulturetat um 12% kürzt- ähnliches vernimmt man u.a. aus Frankfurt oder München. Und Mönchengladbach ?
Bereits im letzten Jahr war der NRW Kulturhaushalt ,erstmals nach langen Jahren ,von einer wenn auch moderaten Kürzung betroffen. Von geplanten und vereinbarten Steigerungen keine Spur mehr –und ab 2025 dürfte es heftiger werden.
Vor diesem Hintergrund, Schiffers hat das eben skizziert, können wir mit den Möglichkeiten, die uns dieser Doppelhaushaltsentwurf, in diesen dürftigen Zeiten, schafft- pragmatisch zufrieden sein. Gerade der in den letzten Jahren erreichte Aufwuchs freier Kultur, Projekte wie Orte , bleibt stabil. Das ist wichtig, weil hier die Axt anzulegen, würde auf lange Zeit positive, gewachsene Strukturen eliminieren.- die nicht einfach so wiederkehren . Kultur als Hefe der Zivilgesellschaft, nicht als ab & an Sahnehäubchen zu besonderen Gelegenheiten …
Und noch etwas ist mir und meiner Fraktion wichtig beim Thema Kultur: in Zeiten der Polarisierung, von Hetze & Fake News und einem Anwachsen autoritärer, demokratiefeindlicher Bewegungen (auch in Parlamenten und Regierungen) ist der widerspruchsoffene, emphatische und diskursive Raum von Kultur überlebenswichtig für unsere Offene Gesellschaft. Adornos Diktum Demokratie bedeute „Ohne Angst verschieden sein zu können“ gilt ! Und dabei denke ich besonders auch an unsere jüdischen Mitbürger*Innen !
Es lohnt sich daher immer, für den Erhalt und wo möglich auch die Starkung kultureller Angebote zu sorgen, kämpfen, arbeiten. Unter den demokratischen Parteien des Landes sollte dieser Konsens stehen.
Unser Kopf ist rund, damit das Denken seine Richtung ändern kann– sagte der Surrealist Francis Picabia- Kultur hilft dabei.
Peter Brollik, Kulturpolitscher Sprecher Bündnis90/Die Grünen Mönchengladbach