Mönchengladbach. Die Lettow-Vorbeck-Straße in Mönchengladbach wird umbenannt. Mit breiter Mehrheit – nur die AfD stimmte dagegen – traf der Rat der Stadt in seiner jüngsten Sitzung diese längst überfällige Entscheidung. In zahlreichen deutschen Städten waren während der NS-Diktatur Straßen, Kasernen und selbst Schulen nach dem Militaristen Paul von Lettow-Vorbeck, Generalmajor im Ersten Weltkrieg, benannt worden. Der Militär, der heute vor dem Internationalen Den Haager Kriegsverbrecher-Tribunal stünde, ein Demokratieverächter und Rassist, war am Völkermord an rund 75.000 einheimischen Herero und Nama beteiligt. Vor allem in rechtsextremen Kreisen wird der General bis heute verehrt. Seine „Ehrung“ über Jahrzehnte hinweg war ein dunkler Fleck für die Stadt Mönchengladbach. Das ist nun vorbei. Die Straße wird (wieder) „Am Rosengarten“ heißen.
Die unlängst getroffene Entscheidung der Bundesregierung zu Namibia, die Gräueltaten an Herero und Nama als Völkermord einzustufen, trug wohl nicht unmaßgeblich zur Entscheidung des Stadtrats bei, die Anita Parker, Sprecherin des grünen Kreisverbandes in Mönchengladbach, sehr begrüßt: „Auf die Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße hatten wir alle lange gewartet. Umso erfreulicher ist es, dass die Umbenennung nun auch mit Unterstützung der Anwohner:innen durchgeführt werden kann. Das Anhören der Anwohner:innen ist ein wichtiger Bestandteil des demokratischen Prozesses“, sagt sie.
Bedauerlich, so Parker, sei allerdings, dass die Ratsmehrheit in der letzten Legislatur die Möglichkeit, diesen Schandfleck zu beseitigen, nicht nutzen wollte. „Die Umbenennung insbesondere dieser Straße, die seit vielen Jahren von Bürger:innen der Stadt, von Initiativen und politischen Organisationen gefordert worden war, sollte nur ein Anfang sein“, sagt Parker. Hintergrund: Gemeinsam, und jenseits der AfD, haben die demokratischen Fraktionen der Stadt beschlossen, eine historische Kommission zur Erinnerungskultur in Mönchengladbach zu berufen, die sich mit Straßennamen in der Stadt und ihren Hintergründen beschäftigt.
„Auch in Mönchengladbach müssen wir uns der schweren Verbrechen der deutschen Kolonialzeit stellen. Eine Aufarbeitung dieser Zeit ist überfällig und wir begrüßen die Förderung einer aktiven Erinnerungskultur in einer offenen Stadtgesellschaft“, stellt Kathrin Henneberger, Bundestagskandidatin der Mönchengladbacher Grünen, fest.
Den Grünen gehe es dabei nicht um ein Austauschen von Straßenschildern oder ein pädagogisierendes Ausradieren historischer Bezüge, ergänzt Anita Parker. Vielmehr solle vor allem eine kritische Geschichtsbetrachtung, auch durch örtliche Initiativen und Geschichtswerkstätten, einbezogen werden, die an einer demokratischen, vielfältigen Erinnerungskultur in und für Mönchengladbach arbeiten möchten. „Der Meinungsstreit, der sachliche Diskurs bleibt dabei für uns wesentlich“, betont die Grünen-Politikerin.