Erklärung von Dr. Gerd Brenner zum „Kindergartenbedarfsplan 2023-24“

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Dr. Gerd Brenner, Mitglied der Grünen-Fraktion im Stadtrat und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, hat die folgende Erklärung zum „Kindergartenbedarfsplan 2023-24“ abgegeben:

„Die Stadt Mönchengladbach hatte zuletzt die höchste Kita-Ausbaurate aller Großstädte in NRW. Wir sind auf einem sehr guten Weg – und kommen dennoch nicht so schnell ans Ziel.

Der Hauptgrund: Putins Angriffskrieg auf die Ukraine hatte auch in MG massive Auswirkungen. Innerhalb weniger Monate sind im letzten Jahr so viele Kleinkinder mit ihren Eltern vor russischen Bomben nach MG geflohen, dass wir vier große Kitas zusätzlich gebraucht hätten, um sie alle aufzunehmen. Es waren etwa 350 Kinder, die nicht eingeplant waren, die jetzt aber einen Kitaplatz benötigen. Die Konsequenz: Die Vollversorgung für Kinder über drei Jahre, die in der letztjährigen Planung realistisch erschien, ist nach dem gegenwärtigen Stand nur dann in absehbarer Zeit erreichbar, wenn wir mit unseren Ausbauanstrengungen auf hohem Niveau fortfahren – wie gesagt, mit der Ausbaudynamik haben wir zuletzt alle anderen Großstädte in NRW übertroffen.

Auch im Bezirk Nord/Süd/Ost/West hätten sich die Versorgungsquoten deutlich weiter verbessert – wenn es die russischen Kriegshandlungen nicht gegeben hätte. So liegt die Versorgungsquote bei den Kindern über drei Jahren am Anfang des Kita-Jahres 2023/24 in der Gesamtstadt nun aber bei 94,9%. Am Ende des Kita-Jahres liegt diese Quote dann, wenn alle geplanten Kita-Neueröffnungen klappen, bei 100,4% (Nord: 96,9%/99,9%, Süd: 85,2%/92,2%, Ost: 108,9%/113,9%, West: 96,2%/102,8%). Für Kinder unter drei Jahre zeichnet sich für das kommende Kita-Jahr eine analoge Entwicklung ab: Die Versorgungsquote wird für den Beginn des Kita-Jahres im August mit 46,3% prognostiziert und für das Ende des Kita-Jahres mit 50,3%. Auch in diesem Bereich bleibt die Versorgung hinter dem Bedarf der Eltern zurück – trotz der starken Ausbaudynamik.

Nicht nur die Quantität der Kita-Versorgung sollten wir in den Blick nehmen, sondern besonders auch die Qualität. Der Kita-Bedarfsplan macht dazu einige interessante Ausführungen:

– Am Anfang der Bildungskette, in den Kitas, ist die sprachliche Bildung der Kinder von herausragender Bedeutung. Ein gutes Sprachvermögen erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit des späteren schulischen Erfolgs, sondern auch die der gesellschaftlichen Teilhabe. Und das gilt ganz besonders für Kinder aus geflüchteten Familien oder aus prekären sozialen Verhältnissen. Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ wird inzwischen in 28 städtischen Kitas umgesetzt, aber bislang nur in 5 Kitas freier Träger, obwohl Kitas in freier Trägerschaft zwei Drittel aller Einrichtungen ausmachen. Hier sollten wir mit den freien Trägern überlegen, wie die sprachliche Bildung bereits im Kita-Alter weiter verbessert werden kann.

– Auch die Inklusion von Kindern mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen ist in städtischen Einrichtungen intensiver als in denen freier Träger. Bei allen Trägern können diese Anstrengungen noch verstärkt werden. Die Verwaltung hat dazu einige Maßnahmen angekündigt (S. 7f.). Sie sollte dabei von der Politik unterstützt werden, aber auch die freien Träger brauchen hier wohl Untertützung.

Noch eine Bemerkung, die auch für die weitere Entwicklung der Schulen wichtig ist: Kitas sind Frühindikatoren dafür, was auf die Schulen zukommt. Zuletzt konnten wir sowohl bei den Kindern unter drei als auch bei denen über drei Jahren mit stagnierenden Bedarfszahlen rechnen. Im aktuellen Kita-Bedarfsplan ist das plötzlich wieder ganz anders. Jetzt sind sogar wieder Höchststände ausgewiesen. Die Zahl der Kinder über drei Jahren ist aktuell in MG auf dem höchsten Stand seit zwanzig Jahren; das gleiche gilt auch für die Kinder unter drei Jahren. Das heißt: Die Grundschulen in MG werden für die nächsten Jahre mit weit höheren Schülerzahlen rechnen müssen als noch vor Kurzem gedacht. Das macht auch für die Schulen eine Intensivierung der Ausbaupläne notwendig.“ 

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