Lena Zingsheim-Zobel MG I

Bewerbungsrede von Lena Zingsheim-Zobel auf der Mitgliederversammlung am 26. Juni 2021

Liebe Freund*innen,

Ich nehme eins vorweg: Ja, ich bin Mutter und ja, ich will aus Mönchengladbach für uns Grüne in den Landtag ziehen. Dass ich diesen Satz vorausschicke, sollte im Jahr 2021 eigentlich hinfällig sein. Ist es aber leider noch lange nicht. Häufig begegne ich, meist unausgesprochenen, Fragezeichen in den Gesichtern der Menschen, wie das denn bitte zusammengehen solle. Mutter sein und Politik machen. Das geht. Das muss gehen, wenn Politik den Anspruch hat die Gesamtgesellschaft abzubilden. Und gerade bei uns Grünen sollte das der Anspruch sein, wenn wir von Gleichberechtigung sprechen. Ausrufezeichen!

Ich bin nicht vormittags Politikerin und nachmittags Mutter. Genauso wenig wie ich als Lehrerin vormittags recht und nachmittags frei habe.

Ich bin eine junge Frau, motiviert durch viele Frauen* vor mir und angespornt von zu vielen Missständen in dieser Gesellschaft, die es gilt zu ändern.

Im heutigen Bildungssystem liegt dabei die Wurzel vielem Übels: Hier entscheidet sich wie sich Gesellschaft bildet, welches Wissen und Erkenntnisse weitergegeben werden und wie Menschen mit Herausforderungen umgehen.

Wir Grüne wollen Bildung für alle und nicht Schule für Wenige. Wir brauchen den Mut dieses System umzukrempeln und auf links zu drehen. Das sehen wir auch in Mönchengladbach an der Realisierung der 7. Gesamtschule. Es ist richtig und wichtig diesen Weg zu gehen. Über die Wege lässt sich streiten und ist häufig ein Ringen um Kompromisse. Aber bei einigen Dingen gibt es rote Linien:

1. Das sechsgliedrige Schulsystem ist zu überprüfen. Wir müssen ambitioniert daran arbeiten, dass alle Schüler*innen gleiche Chancen auf Bildung und Teilhabe haben.

2. Digitalisierung bedeutet nicht, dass für SuS das weiße Blatt Papier durch ein digitales Whiteboard zu ersetzen ist. Digitalisierung in der Schule bedeutet Empowerment! Den Umgang mit den neuen Medien zu erlernen, sich selbstbestimmt und sicher in sozialen Medien zu bewegen und alternative Kommunikations- und Lernformen zu erproben und weiterzuentwickeln. Digitalisierung muss nachhaltig sein und unsere Demokratie schützen.

3. Inklusion ist ein Menschenrecht! Davor darf sich Schule und Gesellschaft nicht wegducken. Inklusion darf niemandem etwas nehmen, Inklusion darf aber auch niemandem genommen werden. Dabei ist mir gerade als Sonderpädagogin die Feststellung ganz wichtig, dass alle Kinder das unteilbare Recht auf bestmögliche, individuelle Förderung haben und dass ganz wesentlich Behinderungen sozial und finanziell konstruiert sind.

Wir wissen nicht erst seit gut einem Jahr, dass die Lehrpläne zu voll, die Strukturen nicht mehr zeitgemäß und die Schulrealität an der Lebensrealität vorbei geht. Während viele Schüler*innen immer noch auf ein digitales Endgerät warten, zeigt jedes 3. Kind in Deutschland aufgrund des Lockdowns Verhaltensauffälligkeiten. Deshalb ist eine vierte rote Linie: Nie wieder zurück in das System vor Corona.

Gewiss braucht es Haltung und Mut einen neuen grünen Versuch, das Bildungssystem in NRW zu reformieren, ja vielleicht langfristig umzukrempeln.

Lasst uns für einen neuen bildungspolitischen Konsens in NRW streiten, der pro Menschenrechte und pro Inklusion ist. Einen, der jedes Kind im Blick hat. Lasst uns gemeinsam raus aus der Pandemie und rein in Bildung, die für alle tatsächlich gleich Chancen bietet ist. Die die Suche nach Antworten auf eigene Fragen der jungen Generation zulässt und fördert. Die Freiräume schafft und Demokratie erlebbar macht. Ein System, das junge Menschen ernst nimmt, sie darin unterstützt für ihre Zukunft einzustehen. Ein System, was Mut macht, die Welt mitzugestalten.

Es muss jetzt um eine solidarische, nachhaltige Zukunft gehen, die krisenfest ist.

Liebe Freund*innen,

es wird Zeit, dass Mönchengladbach in Bund und Land grün vertreten wird.

Ich bin überzeugte Gladbacherin, die in dieser Stadt mehr sieht als ein Städtchen zwischen Düsseldorf und Köln. Ich bin eine leidenschaftliche junge Mutter, die sich ganz wesentlich, aber nicht ausschließlich als Frau darüber definiert und festlegen lässt. Ich bin begeisterte Lehrerin, die in der Inklusion für jedes Kind kämpft und alle auf ein sinnstiftendes und befriedigendes Leben in der Mitte der Gesellschaft vorbereiten will.

Und ich will im kommenden Landtag entschlossen und kraftvoll für ein Bildungssystem kämpfen, dass Menschen zu selbstbestimmten, selbstbewussten, kritisch hinterfragenden und mutigen Persönlichkeiten Macht, in der die soziale Herkunft nicht vorab die Karten verteilt.

Ihr Lieben,

ich bitte Euch heute verantwortungsbereit um Euer Vertrauen für den Wahlkreis Mönchengladbach-Süd. Dass, was wir in den kommenden Jahren in Mönchengladbach für unsere Stadt für alle vorhaben, möchte ich aus dem Landtag heraus unterstützen.

Eure Lena